Die Energiewende als Chance betrachten!

Energiepolitisches Expertengespräch im Vorfeld der Sommerlounge

17.07.2014

Was sind die Chancen und Risiken der Energiewende und wie kann eine nachhaltige Energieversorgung in Zukunft sichergestellt werden? Fragen wie diese standen im Zentrum des Energiepolitischen Expertengesprächs, zu dem die Junge Gruppe der CSU-Fraktion eingeladen hatte. Die renommierte Wirtschaftsexpertin auf dem Gebiet der Energieforschung, Prof. Dr. Claudia Kemfert, diskutierte mit Abgeordneten des Bundestags und des Bayerischen Landtags sowie mit zahlreichen Experten und Entscheidern aus der Energie-Wirtschaft.

Der CSU-Abgeordnete Dr. Martin Huber, Vorsitzender der Jungen Gruppe, betonte einleitend, nachhaltige Energieversorgung sei eine der zentralen Zukunftsaufgaben, bei der die Politik ganz entscheidende Weichen stellen könne.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ging in ihrem Grußwort auf den großen Erfolg Bayerns bei der Umsetzung der Energiewende ein: „Beim Ausbau der erneuerbaren Energien liegen wir im bundesweiten Vergleich vorn. Bereits 36 Prozent des Stromverbrauchs decken wir über regenerative Energien.“ Der Ausbau gehe gemeinsam mit den Bürgern weiter voran. Allerdings müsse man auch die Grenzen von Wind- und Sonnenstrom sehen: „Sie liefern eben nicht rund um die Uhr Strom. Deshalb kämpfe ich in Berlin für verlässliche Alternativen, die uns über die dunkle und kalte Jahreszeit helfen“, so die Ministerin.

Kemfert: Stromautobahn ist unumgänglich

Prof. Dr. Claudia Kemfert, die die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin leitet und als Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance tätig ist, betonte in ihrem Impulsvortrag die große Bedeutung der jetzigen Investitionsentscheidungen für die Energiestruktur der kommenden 40 Jahre. Um eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen, sei es vor allem entscheidend, ausreichend Leitungen zum Transport der erneuerbaren Energie zu schaffen und geeignete Speicherlösungen zu finden, beispielsweise durch Pumpspeicherkraftwerke. Der Bau einer „Stromautobahn von Nord nach Süd“ sei ihrer Einschätzung nach unumgänglich für den Erfolg der Energiewende. Außerdem appellierte sie an die Politik, die Bevölkerung stärker für die Energiewende zu begeistern: „Die Energiewende bietet enorme wirtschaftliche Chancen, spart Kosten, schafft Arbeitsplätze und Innovationen. Das muss allen Menschen bewusst gemacht werden!“

Arlt: Stromtrassen dürfen innovative Lösungen zur Stromspeicherung nicht verhindern

Prof. Dr. Wolfgang Arlt, Verfahrenstechniker an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, appellierte an die Politik, genau zu prüfen, ob der Bau von Stromtrassen wirklich die beste Lösung sei. „Bayern muss stärker auf innovative Lösungen zur Stromspeicherung setzen. Wenn die Stromtrassen jetzt vorschnell gebaut werden, dann ist für die nächsten 50 Jahre alles fixiert und innovative Lösungen haben sich damit erledigt.“

Auch der Leiter des Wirtschaftsausschusses, Erwin Huber, betonte, dass die bayerische Landespolitik offen für innovative Technologien sein müsse. „Es reicht nicht, nur neue Kraftwerke zu bauen, wir müssen auch im Bereich der Speichertechnologie unbedingt vorankommen.“

Hünnerkopf: Energiewende als Chance sehen

Dr. Andreas Lenz, Bundestagsabgeordneter und Mitglied des parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung, sieht den Ausbau der Stromleitungen als unverzichtbar: „Nur mit einem gut ausgebauten Leitungssystem können wir die Energieversorgung für die bayerische Bevölkerung nachhaltig sicherstellen.“ Der CSU-Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf knüpfte abschließend an den Appell von Professor Kemfert an, trotz der vielen Diskussionen die Energiewende stärker als Chance zu betrachten: „Wir müssen positiv denken und uns und der Bevölkerung bewusst machen, dass am Ende jeder einzelne von der Energiewende profitieren wird.“